* 36 *

Die Hütte war genau so, wie Tante Ells sie Nicko und Snorri einst beschrieben hatte. Sie war nur spärlich eingerichtet, aber nach dem Marsch durch Kälte und Schnee und den trostlosen Wald wirkte sie gastlich und gemütlich. Links und rechts stand jeweils ein Eisengestell mit drei Pritschen, und auf jeder Pritsche lagen sauber zusammengefaltet zwei Decken. Zwischen den Gestellen standen ein alter Tisch und ein Eisenofen, neben dem ein stattlicher Vorrat Brennholz gestapelt war. An der hinteren Wand war eine Tür. Jenna öffnete sie und spähte in den kleinen Raum dahinter. Sie sah einen Krug, eine Schüssel mit gefrorenem Wasser und eine gruslig aussehende, halb mit Brettern abgedeckte Grube mit einem Eimer voll Erde daneben. Es roch nicht besonders gut. Sie schloss die Tür rasch wieder.
Septimus und Beetle machten ein Feuer im Ofen, und bald brannten die Holzscheite lichterloh. Sie ließen die Ofentür offen, drängten sich alle drei um das Feuer und wärmten sich die Hände. Der tauende Schnee tropfte aus ihren Wolverinenpelzen, und auf dem lehmigen Fußboden sammelten sich Pfützen. Sowie sie wieder warme Hände hatten, öffneten sie die Schnallen ihrer Rucksäcke. Die Säcke waren vollgestopft mit Päckchen, die sauber in Blätter eingeschlagen und mit dünnen Weinranken verschnürt waren. Gespannt leerten sie ihren Inhalt auf den Tisch.
Ullr knurrte hoffnungsvoll – er roch Fisch. Auch in seiner Panthergestalt hatte er sich seine Vorliebe für Fisch bewahrt.
»Sam muss die ganze Nacht mit Packen beschäftigt gewesen sein«, sagte Jenna und ließ den Blick über die Schätze wandern, die auf dem Tisch aufgehäuft waren. Sie war so aufgeregt, als ob sie Geburtstag hätte.
Septimus sah ihr an, dass sie am liebsten sofort alle Päckchen geöffnet hätte. »Wir sollten nur ein paar auspacken«, sagte er. »Ich glaube, die Blätter halten den Inhalt frisch und ... na ja, wer weiß, wie lange wir hier bleiben werden. Es könnte Monate dauern.«
»Manchmal bist du ein richtiger Miesepeter, Sep«, sagte Jenna. »Und welche sollen wir aufmachen?«
Sie einigten sich darauf, dass jeder zwei Päckchen aufmachen sollte. Zum Vorschein kamen zwei Portionen Fisch, ein Beutel mit getrockneten Kräutern – für Hexengebräu, wie Septimus vermutete – und ein flacher, mit Asche bedeckter Laib Brot, der offensichtlich am Lagerfeuer der Heaps gebacken worden war.
»Wir könnten jeder noch eins aufmachen«, schlug Jenna vor und ließ den Blick über den großen Haufen der noch ungeöffneten Päckchen wandern.
»Na, meinetwegen«, grummelte Septimus. »Aber nur noch eins.«
Wieder eine Portion Fisch und ein Laib Brot, aber Beetle zog den Hauptgewinn – eine große Tafel Karamell. Das Boot, das Mutter Custards Laden mit Nachschub versorgte, war an dem Strand, an dem Sam immer angelte, auf Grund gelaufen, und der Skipper war Sam sehr dankbar dafür gewesen, dass er ihm geholfen hatte, das Boot wieder flottzumachen.
Beetle riss das dicke Wachspapier auf, in das die klebrige Tafel eingewickelt war, und alle drei sogen den köstlich süßen Duft von Karamell ein.
»Wisst ihr«, sagte Septimus, »ich habe Sam wirklich gern.«
Eine Stunde später lagen sie auf den Pritschen, vom Ofen gewärmt und den Bauch voller Karamell, Fisch und Hexengebräu. Die Hütte war vom schläfrig machenden roten Schein des Feuers erfüllt, und draußen glitzerte der Schnee im Licht eines beinahe vollen Mondes. Doch nach ihrem Zeitgefühl war es noch Nachtmittag – viel zu früh zum Schlafen.
»Was sagt deine Uhr denn jetzt, Beetle?«, fragte Jenna.
»Punkt vier«, antwortete Beetle, der sie hoch hielt, damit der Schein des Feuers darauf fiel.
»Vier Uhr Nachmittag, und wie lange ist es seit der Dämmerung her – zwei Stunden?«, fragte Jenna.
»Hmm«, antwortete Beetle, der gerade versuchte, die Reste eines Karamellklumpens aus seinen Backenzähnen zu kratzen.
»Das bedeutet ...«
»Das ist alles sehr eigenartig«, befand Septimus.
»Nein, Sep. Das bedeutet nur, dass wir entweder viel weiter nördlich oder viel weiter östlich sind – oder beides.«
»Und das«, sagte Beetle, »wäre noch eigenartiger, wenn man bedenkt, dass wir nur in einen alten Kohlenmeiler spaziert sind. Das würde man von einem Kohlenmeiler nicht erwarten, auch wenn meine alte Zeichenlehrerin immer sagte: ›Kohle kann dir eine ganz neue Welt eröffnen, Beetle.‹«
»Aber wo sind wir denn nun?«, fragte Septimus. »Weiter nördlich oder weiter östlich?«
»Das werden wir morgen herausfinden«, erwiderte Jenna. »Wir können feststellen, wie lange die Tage sind. Ich schätze, dass wir weiter östlich sind und nur ein paar Stunden verloren haben. Weiter nördlich würde es, glaube ich, nicht so früh dunkel werden. Der Sommer steht vor der Tür, da müssten die Tage eigentlich lang sein.«
Die beiden Jungen schwiegen einen Moment lang. Dann sagte Septimus: »Woher weißt du das alles, Jenna?«
Sie brauchte eine Weile, ehe sie antwortete: »Von Milo. Er hat mir viel von seinen Reisen erzählt. Er hatte auch eine Uhr, und bevor ich geboren wurde, stellte er sie immer auf ›Heimatzeit‹, wie er es nannte, damit er wusste, was ... äh ... meine Mutter ... gerade tat. Wenn er nach Osten reiste, sagte er, ging die Sonne nach der Uhr jeden Tag früher unter–obwohl es ihm gar nicht früher vorkam. Und Snorri hat mir erzählt, dass in den Landen der Langen Nächte die Tage im Sommer so lang sind, dass die Sonne kaum untergeht.«
Septimus dachte darüber nach. »Wenn wir also weiter östlich sind«, sagte er, »dann ist das gut. Dann müsste dort das Foryxhaus sein, oder nicht?«
»Ich seh mal nach, was Nicko schreibt.« Jenna nahm das schön gebundene Buch mit Nickos Notizen zur Hand, das sie vorsichtshalber auf ihre Pritsche gelegt hatte, und blätterte durch die Seiten. Manche bestanden aus mehreren kleinen Zetteln, die Ephaniah zu größeren Blättern zusammengefügt hatte, andere waren größer, sorgfältig gefaltet und an den Ecken verstärkt. Alle fühlten sich glatt an, wenn man sie berührte, fast wie trockenes Harz. Nickos Schrift neigte dazu, übers Papier zu irren wie eine Ameise, die sich verlaufen hatte, aber nach Ephaniahs Behandlung war sie gestochen scharf, sodass Jenna ausnahmsweise einmal fast alles entziffern konnte. »Foryxhaus ... Foryxhaus«, murmelte sie und blätterte. »Hier ist was. Ein Brief von Snorri an Nicko – ›Nicko, das ist für Dich. Alles, was Du nicht verstanden hast, weil Tante Ells in meiner Sprache gesprochen hat. Snorri x.‹ Das müsste das sein, was Tante Ells ihnen erzählt hat.«
»Dann lies weiter«, sagte Septimus. »Lies es uns vor.« Er und Beetle schauten sie so erwartungsvoll an wie zwei kleine Kinder, die auf ihre Gutenachtgeschichte warteten.
Sie lachte. »Na schön. Aber Tante Ells’ Stimme ahme ich nicht nach.«
Ein Chor enttäuschter Proteste erfüllte die Hütte.
»Nein, und damit basta. Dann mal los: ›Ich war neun Jahre alt. Ich spielte mit meiner Schwester im Haus meiner Großmutter, und wir bekamen Streit. Ich schubste sie, sie schubste mich, und ich fiel durch den Spiegel. Heute weiß ich das, aber damals wusste ich nicht, was geschehen war. Ich wusste nur, dass ich plötzlich nicht mehr in dem kleinen Haus meiner Großmutter am Meer war, sondern in einem achteckigen Raum voller dunkler, klobiger Möbel. Ich hatte schreckliche Angst.
Als ich mich endlich aus dem Zimmer wagte, fand ich mich auf dem oberen Absatz einer langen, gewundenen Treppe wieder. Ich stieg sie hinunter und gelangte in den sonderbarsten Raum, den man sich vorstellen kann. In einen großen Saal voller Kerzenrauch und voller Menschen, die ganz unterschiedliche Sprachen sprachen und die seltsamsten Kleider trugen. Es war, als sei ich auf ein nie endendes Kostümfest geraten. Die Leute wanderten ziellos durch die Korridore und plauderten oder saßen um große Holzfeuer, die unablässig brannten, ohne dass die Flammen jemals die Scheite verzehrten. Niemand schenkte mir besondere Beachtung, als ich durch das Haus streifte. Ich aß mich in einer großen Küche satt, ich fand ein weiches Bett in einem schönen Zimmer, in dem immer ein Feuer brannte und eine Schale mit süßen Keksen bereitstand, aber ich war einsam und sehnte mich nach zu Hause.
Es gab eine große Tür, die in das Haus führte, aber Besucher waren selten. Manche kamen, um zu bleiben und den rechten Augenblick abzupassen, aber die meisten kamen, um einen geliebten Menschen zu suchen, den sie verloren hatten, obwohl ich mich nicht entsinnen kann, dass sie jemals einen gefunden hätten. Ich war überrascht, dass so wenige von denen, die bereits hier waren, das Foryxhaus wieder verlassen wollten. Ich erinnere mich noch an eine junge Frau, die einen schönen weißen Pelzmantel trug. Sie wollte fort, aber sie hatte Mitleid mit mir und überließ mir ihren Platz auf dem Drachenstuhl in der Schachbretthalle neben der Tür. Sie sagte, ich sei noch ein Kind und sollte so schnell wie möglich fort, denn ich sei noch jung und könnte mich überall eingewöhnen, gleichgültig in welche Zeit ich gelangte. Und sie hatte recht – ich werde ihr ewig dankbar sein. So nahm ich ihren Platz auf dem Stuhl ein. Ich saß zwischen geschnitzten Drachenköpfen, und meine Füße ruhten auf dem Schwanz. In den vielen langen Wochen, die ich dort wartete, brachte sie mir zu essen und leistete mir Gesellschaft. Sie erzählte mir Geschichten von Eispalästen und schneebedeckten Ebenen, von Schlitten und Eisstraßen, bis ich trotz der wärmenden Kerzen, die Tag und Nacht brannten, und trotz meines Wollmantels vor Kälte zitterte und mit den Knien klapperte.
Endlich, eines Morgens, bot sich mir die große Gelegenheit, als es laut an die Tür pochte. Zu meinem Erstaunen sprang ein kleiner Mann aus der Säule neben meinem Sitzplatz und lief zur Tür. Draußen standen ein Mann und eine Frau. Der Türwächter wollte sie nicht einlassen, und als die Tür sich zu schließen begann, nutzte ich die Gelegenheit und rannte hinaus.
Ich hatte, wie mir heute klar ist, unfassbares Glück. Ich weiß nicht, aus welchem Grund meine neuen Eltern ins Foryxhaus gekommen waren. Sie haben es mir nie gesagt. Das nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass wir eine schmale Brücke überquerten, die im Wind schwankte und über einen tiefen Abgrund führte. Mein neuer Papa führte das Pferd am Zügel, und ich ritt, zusammen mit meiner neuen Mama, die hinter mir saß. Später erzählte sie mir, sie hätte vor Angst die Augen geschlossen, doch ich hätte sie vor Aufregung ganz weit aufgemacht. Ein Vollmond stieg aus dem Nebel unter uns herauf, und wir waren so hoch, dass ich das Gefühl hatte, zwischen den Sternen zu fliegen.
Sie brachten mich hierher in die Burg und waren sehr lieb zu mir. Ich lernte, sie zu lieben, wie ich meine Eltern geliebt hatte, doch in meinem Hinterkopf blieb immer die Frage: Was war mit mir geschehen?
Viele Jahre lang begriff ich nicht, dass ich in einer anderen Zeit war, bis ich eine fahrende Märchenerzählerin hörte, die eine Geschichte über das Foryxhaus vortrug. Da wusste ich, dass ihre Geschichte kein Märchen war, sondern die Wahrheit. Ich ging zu ihr und erzählte ihr meine Geschichte. Sie sagte mir, das Foryxhaus sei ein Ort, an dem sich alle Zeiten begegnen. Man könne es nur verlassen, wenn ein anderer komme, und dann müsse man in seine Zeit eintreten. Als ich aus dem Foryxhaus rannte, rannte ich also in die Zeit meiner neuen Eltern.
Ich glaube, ihr habt nur eine Chance, in eure Zeit zurückzukehren: Ihr müsst das Foryxhaus finden und hoffen, dass jemand aus eurer Zeit hinkommt. Als ich noch ein Kind war, sehnte ich mich danach, in meine Zeit zurückzukehren, doch als ich schließlich verstand, was geschehen war, hatte ich schon meinen lieben Ehemann kennengelernt, meine Adoptiveltern waren alt und gebrechlich, und ich wollte nicht mehr zurück. In dieser Zeit lässt es sich gut leben – ihr hättet es viel schlimmer treffen können. Aber ihr seid beide noch jung, und ich sehe, dass ihr den Mut habt, es zu versuchen. Mögen Odin und Skadi euch führen.‹ Und dann hat Nicko noch geschrieben: ›Foryxhaus – wir kommen.‹«
»Klingt nach Nicko«, befand Septimus.
»Ob sie noch dort sind?«, fragte Jenna.
»Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden«, erwiderte Septimus.
In dieser Nacht fand keiner leicht Schlaf. Der Ofen sorgte für wohlige Wärme, und Septimus belegte die Hütte mit einem Schutzschildzauber, doch es war schwer, die Geräusche draußen zu ignorieren – und es gab davon viele. Merkwürdig, dachte Septimus, dass ein Wald, der am Tag so still war, in der Nacht so laut sein konnte. Als der Mond höher stieg, wurde der Wind stärker. Er fegte durch das Tal und nahm es nicht freundlich auf, dass die Schutzhütte sich ihm in den Weg stellte. Sie stöhnte und ächzte. Der Wind rüttelte an Fensterläden und Tür und verbündete sich mit den Bäumen, deren Äste gegen die kleine Hütte schlugen und am Dach und den dünnen Wänden kratzten. Aus der Ferne ertönten andere Geräusche, jauchzende Schreie und ein klagendes Heulen, bei dem sich Ullr das Fell sträubte. Beetle hielt ihm die Ohren zu und wünschte, er läge jetzt in seinem gemütlichen Bett in den Anwanden.
Beetle und Septimus schliefen als erste ein. Jenna saß, in ihren Wolverinenpelz gewickelt, auf ihrer Pritsche, lauschte dem Heulen des Windes und sah zu, wie sich Schnee an den Fenstern ansammelte, das Feuer im Ofen herunterbrannte und das Innere der Hütte nach und nach in Dunkelheit versank. Plötzlich vernahm sie ein Geräusch ... ritsch ... ratsch ... ritsch ... ratsch ... Etwas kratzte an der Tür. Ullr, der vor der Tür lag, war sofort auf den Beinen und fauchte. Ihr Herz schlug wie wild. Sie kletterte zu Septimus hinunter, der auf der untersten Pritsche schlief, und schüttelte ihn. »Sep ... horch!«
Septimus fuhr aus dem Schlaf hoch und dachte einen schrecklichen Augenblick lang, er sei wieder in der Jungarmee. »Wo ... was ist denn?«
»Da ist etwas draußen an der Tür«, flüsterte Jenna.
»Du meine Güte.« Ullr fauchte erneut. Ein Windstoß schüttelte die Hütte, und Septimus hörte draußen ritsch ... ratsch ... ritsch ..., als ob lange Fingernägel über die dünne Holztür fuhren.
Hellwach jetzt, sprang er von der Pritsche, legte beide Hände an die Tür und sprach noch einmal einen Schutzschildzauber. Doch das ritsch ... ratsch ... ritsch ging weiter. Warum wirkte der Zauber nicht? Verwirrt versuchte es Septimus mit einem Abwehrzauber gegen Dunkelkräfte. Da hörte das Kratzen auf.
Jenna und Septimus wagten kaum zu atmen, während sie lauschten. Die Bäume trommelten mit ihren Ästen wie mit langen, ungeduldigen Fingern aufs Dach, aber das Kratzen an der Tür war verstummt. Beetle regte sich im Schlaf und brummelte etwas, das wie »Na, Foxy« klang, dann wälzte er sich unter lautem Knarren der Pritsche auf die andere Seite und schlief ruhig weiter. Auch Ullr hatte sich wieder hingelegt, direkt vor die Tür.
»Es ist fort«, flüsterte Septimus.
»Danke, Sep«, flüsterte Jenna, schlüpfte wieder unter die rauen Hüttendecken und ihren Wolverinenpelz und war bald darauf eingeschlafen.
Doch Septimus konnte nicht mehr einschlafen. Es war nicht das Heulen des Windes, das ihn wach hielt. Auch nicht das Scharren der Äste am Dach, ja noch nicht einmal die Vorstellung, dass ein Dunkelwesen an der Tür gewesen war. Was ihn vom Schlafen abhielt, war der Lapislazulistein mit dem goldenen Q darauf. Jedes Mal, wenn er glaubte, eine bequeme Lage gefunden zu haben, brachte es das verflixte Ding irgendwie fertig, ihn zu pieken. Gereizt fasste er in seine Tasche und zog den Stein hervor. Er lag warm und schwer in seiner Hand. Merkwürdig, dachte er, wie grün der Stein im Schein der Laterne aussah – im Unterschied zu allem anderen in der Hütte. Und plötzlich durchbohrte ihn eine jähe Angst wie ein Dolch. Es war keine optische Täuschung, die das Licht vorgaukelte – es war der Stein selbst. Der Questenstein hatte sich grün verfärbt.
Wie gelähmt vor Entsetzen starrte Septimus auf den Stein. Die Worte, die ihm Alther bei der Versammlung hastig zugeflüstert hatte, gingen ihm im Kopf herum wie ein grässlicher Kinderreim:
Grün heißt gehen.
Gelb den Weg dir weist
Durch Schnee und Eis.
Orange, dir zu sagen,
Dich hinüberzuwagen.
Sodann folgt Rot als letzter Schein.
Suchst du Schwarz, kehrst du nimmermehr heim.
Grün heißt gehen – das war es. Grün bedeutete, dass er sich auf der Queste befand. Septimus sank zurück und stierte an die rohen Bretter, nur Zentimeter über seinem Gesicht. Angsterfüllte Gedanken wirbelten durch seinen Kopf.
Der erste war schon schlimm genug: Er befand sich auf der Queste – er befand sich auf der Queste!
Der zweite Gedanke war noch schlimmer: Wenn er sich auf der Queste befand, wie sollte er dann Nicko finden?
Aber der dritte war der schlimmste von allen: Wie sollte er das Jenna beibringen?